• hier wird ein deutscher T-34/76 in finnland aus einem schlammloch geborgen. es ist erstaunlich das sich nach fast 60 jahren im wasser die ketten und laufrollen noch bewegen!



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  • Dritter März 1960- umsteigen in Stralsund in den Kleinbahnzug, der mich, einen 18-jährigen und völlig unmilitärischen Halbstarken nach Prora bringen wird. Als Soldat für eine Dienstzeit von zweieinhalb Jahren geworben, bin ich zum PR-8 einberufen worden, dass zur damaligen Zeit seinen Standort in Prora auf Rügen hatte. Ich war aufgeregt- was würde die neue Zeit bringen?


    Damals ahnte ich noch nicht, dass mit diesem Tag ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlagen wird, welches mich bis zum Lehroffizier an einer Offiziershochschule und zum Dienstgrad Oberstleutnant bringen würde. Damals war herrliches Wetter, als der Molli endlich auf dem Bahnhof Prora hielt, und sehr viele junge Leute mit Koffern und Taschen aus dem "Rasenden Roland" stiegen.


    Die Unordnung lichtete sich bald, denn ein Hfw. mit mehreren Uffz. und einer Liste bewaffnet, brachte bald ein System in das Gewimmel und eine halbe Stunde später marschierten wir unter dem beifälligen Gelächter der aus den Fenstern hängenden Soldaten der älteren Dienstjahre in unsere Unterkünfte. Während der sechs Wochen Grundausbildung habe ich noch nichts mit Panzern zu tun gehabt, es war eine rein infanteristische Ausbildung und Panzer kamen nur als Einlage bei den Märschen zum Übungsgelände vor: ("Panzer von Rechts!"), worauf sich der ganze Zug in den rechten Strassengraben zu werfen und mit seinem Karabiner todesmutig auf einen nicht vorhandenen Panzer zu zielen hatte.


    Allerdings sah man ab und an mal auf dem Marsch in der Kaserne einen der legendären T-34 und heute weiss ich noch, welche Ehrfurcht ich vor diesem Klotz empfand, als ich das erste Mal sah, wie ein Einweiser, kurz vor dem Panzer laufend, dieses Ungetüm mit seinem Flaggensatz dirigierte.


    Wenig später war ich selbst Mitglied einer Panzerbesatzung. Kommandant war ein Fw. Wiedenhöft, Panzerfahrer war Uffz. Tuchard, Richtschütze der Gefr. Stumm und ich war der Ladeschütze. Ladeschütze ist so ziemlich das Letzte in einer Besatzung, so in etwa wie ein Laufbursche und Hauptschuldiger an allem, was den Ablauf durcheinander bringt. Und wennes dann noch ein Berliner ist...


    Aber nun lernte ich endlich den T-34 kennen. Unser war ein originaler sowjetischer, der aktiv am 2. Weltkrieg teilgenommen hatte. Das war an mehreren Dingen zu erkennen:
    An der Fahrerlukeinnenseite waren mit Körnereinhieben mehrere russische Initialen eingeschlagen, 30 cm neben der Fahrerluke war ein Durchschuss, vermutlich von einer Panzerfaust stammend, mit einer Panzerplatte abgedeckt und verschweißt und die Gestänge auf dem Wannenboden hatten bereits deutliche Rillen in diesen geschliffen. Vieles habe ich vergessen, aber die Fahrgestellnummer habe ich heute noch im Kopf 0032425- so stand es rot umrandet auf dem Bug.


    Jetzt hiess es, sich mit diesem Fahrzeug vertraut zu machen. Wobei die Fertigkeiten, die man vom Ladeschützen verlangte, nicht allzu problematisch waren. Das mit der Kanone gekoppelte MG war vom Plattenspieler- Typ, das heist, eine Trommel, gefüllt mit 7,62 mm Gewehrpatronen, die gleichen, die auch der Karabiner verschoss, musste richtig angesetzt, mit einem Faustschlag von oben verriegelt werden und der Verschluss musste zurückgezogen und losgelassen werden. Dann musste laut "Geladen" gebrüllt werden und alles weitere war Arbeit des Richtschützen, der auf der anderen Seite der Kanone saß, unmittelbar unter und vor dem Kommandanten, vor sich die Richtmechanismen für Höhe und Seite und vor allem das Zielfernrohr, lang wie ein Männerarm und mit einem optischen Scharnier versehen, damit es mit dem Höhenrichtbereich der Kanone mitbewegt werden konnte.


    Die Granate vom Kaliber 85 mm war entweder im Turm in einer spez. Halterung befestigt oder sie lag in Kisten oberhalb des Wannenbodens, wo sie herausgenommen und bei während der Fahrt wild schwankenden Panzer aufs Bodenstück der Kanone gelegt und mit kühnem Schwung ins Patronenlager eingeführt wurde. Die Faust des Ladeschützen wurde dann durch den Fallkeil, der nach oben kam und das Patronenlager verriegelte, gleichsam nach oben geschoben. Jetzt musste man sehen, dass man hinter der Kanone verschwand, seinen Platz rechts im Turm einnahm und das an der Kanone befindliche Blockiergerät drückte. Erst jetzt war der elektrische Stromkreis zum Abfeuern freigegeben und der Richtschütze konnte über einem Schalter an Höhen- und Seitenrichtmaschine mit dem MG oder der Kanone die Bewaffnung zum Einsatz bringen.


    Es gab mehrere Granatarten: Splitter- Sprenggranaten, sie bildeten die Masse des Kampfsatzes, Panzergranaten, Unterkalibergranaten und ich glaube, auch Hohlladungen konnten verschossen werden, zumindest habe ich es so in Erinnerung.
    Fortsetzung folgt

  • ...das liest sich sehr gut, läßt auf viel und mehr hoffen...!!! :gut: :kanne:
    Da ich erst gestern aus Prora wiedergekommen bin nach einem Resitreffen in den Dünen von Prora nach einer einer gewaltigen Sturmnacht, liest sich das noch viel besser...!!! :buch:

    ...und schlägts Dich in Scheiben, ich steh für drei...!
    Horrido - und fetten Beutel!


    {grusssignatur}

  • Fortsetzung:Das handwerkliche war nicht das eigentliche Problem, auch vom intellektuellen gab es wenig Probleme, obwohl ich nur 8-Klassen-Schulbildung hatte. Aber das war zu dieser Zeit normal, die 10-Klassen-Polytechnische wurde ja erst später eingeführt. Trotzdem brachten mich solche Begriffe, wie "Dampf-Luft-Ventil", "Seelenachse", "Justiertafel", doch ganz schön zum Grübeln. Vor allem, als mich der Fahrer einmal ins Lager der I-Kp. schickte, um dort das "Justiergerät für die Seelenachse" zu holen, war ich echt gefordert.


    Das Ganze war mir schon etwas suspekt, denn ich hatte gehört, dass die Seelenachse irgendwas zur Bewaffnung gehörendes imaginäres sei, aber weiß mans genau? Glücklicherweise traf ich auf dem Weg meinen TA- Oltn. Strauch, und der klärte mich auf, als ich ihn nach der Seelenachse befragte.


    Ich teilte also meinem Fahrer mit, dass dieses komplizierte Justiergerät erst ab Dienstgrad Uffz. empfangen werden dürfte und hatte in Zukunft meine Ruhe.Eine wichtige Tätigkeit eines Ladeschützen ist die Unterstützung des Panzerfahrers bei den ständig stattfindenden Reinigungszeremonien des Triebwerks- und Motorraumes. Wobei Triebwerksraum eine neue Bezeichnung ist- bei uns hieß das noch nach der russischen Herkunft Transmissionsraum. Und dieser hatte ständig peinlich sauber zu sein, so sauber wie das Kochgeschirr eines Ladeschützen. Warum das so war, wurde mir schnell durch den Uffz. Tuchard klargemacht, als wir einmal die Panzerjalousien über dem Transmissionsraum entfernt hatten und ich das erste Mal die mächtigen Ventilatorschaufeln sah, die den Motor mit Kühlluft zu versorgen hatten.


    Der Ventilator ist beim T-34 direkt auf dem Kurbelwellenstumpf befestigt, das heißt, er dreht sich mit Motordrehzahl und direkt über diesem Ventilator liegen die beiden Luftansaugstutzen für den 38 l – Dieselmotor. Sollte das, was nicht passieren darf, doch geschehen und ein dämlicher Ladeschütze lässt z.B. einen Steckschlüssel auf dem Getriebe liegen, kann dieser später in den Bereich des Ventilators kommen und diesen zerstören, damit würden nachfolgend die Blechteile und Späne das Gehäuse der Luftansaugrohre zerstören, die Späne und Splitter durch den Motor angesaugt werden und die Folge wäre ein "Turbinenjäger", das heißt, der Motor frisst sich fest, ein besonderes Vorkommnis, meldepflichtig mindestens bis zum Vorsitzenden des Oberkommandos des Warschauer Vertrages, so ähnlich bekam ich das damals erklärt.


    Deshalb also peinlichste Sauberkeit und keine Fremdkörper. Am schlimmsten war aber immer die Reinigung der Batterieschächte, die für einen schlanken Typen wie mich geradezu entwickelt zu sein schienen. Kein Wunder also, dass es nicht mein Ehrgeiz war, auf ewig die verantwortungsvolle Tätigkeit des "Ladehugos" auszufüllen und ich bald nach höherem strebte. Diese Gelegenheit bot sich, als mein Fahrer beim Kadergespräch erklärte, nach Ablauf seiner Dienstzeit wieder in seinen angestammten Beruf als Traktorist zurückkehren zu wollen. Das ich meinem TA schon mehrfach durch interessierte Fragen aufgefallen war, schlug er mir vor, mich bei einem im Regiment stattfindenden Lehrgang zum Panzerfahrer zu qualifizieren.


    Ich stimmte freudig zu und fand mich wenig später nach einer gewissen theoretischen Ausbildung mit mehreren anderen Genossen auf einem Hügel bei Tribberatz wieder. Dort standen drei LG-Panzer (LG-Lehrgefechts-), von einem wurden die Ketten im hinteren Bereich abgeschlagen, so dass die Antriebsräder freilagen und es wurde geübt. Motor anlassen, Leerlaufdrehzahl einstellen, Kupplung treten, 2. Gang einlegen, Lenkhebel nach hinten ziehen, Kupplung kommen lassen. Mit den Lenkhebeln anfahren- bis zum Erbrechen.


    Natürlich mussten wir auch in die Feinheiten der Inbetriebnahme eingeweiht werden. Der T-34 hatte keinen Vorwärmer, so dass im Winter nach jeder Nutzung das Wasser und Öl abgelassen wurde und in einem speziellen Gebäude, dem Wasser-und Olvorwärmer, untergebracht wurde. Das heißt, bei Alarm musste die Besatzung 90 l Öl und die selbe Menge Wasser aus dem Gebäude bis zum Panzer schleppen, auffüllen, die leeren Behälter wieder am Panzer festschrauben, während der Fahrer bereits den immer noch kalten Motor startete und warmlaufen liess. In der Halle sah es dann immer wie bei einem Negerkampf im Tunnel aus, niemand wusste: "Steht er noch oder fährt er schon?"


    Vorschrift war es auch, mit Hilfe einer an der Motortrennwand befestigten mechanischen Ölpumpe solange Öl aus dem Motorölbehälter zur Kurbelwelle zu pumpen, bis das Manometer beim Fahrer ein halbes atü anzeigte- logisch, dass solch qualifizierte Arbeit nur durch den Ladeschützen erledigt werden konnte.


    Doch zurück nach Tribberatz, wo mein Ausbilder entschied, dass ich nun geeignet sei, die 32 Tonnen aktuell durchs Gelände zu bewegen.Und hier muss ich wieder an meine spätere Tätigkeit denken, in der ich ja auch Offiziersschüler in eben diese Geheimnisse einzuweisen hatte.Ich glaube, und das ist ehrlich gesagt, so einen dämlichen Fahrschüler, wie ich einer war, hat es davor und danach im PR-8 so schnell nicht wieder gegeben.Nun haben sich russische/sowjetische Panzer noch nie durch übermäßigen Komfort ausgezeichnet, doch schon das Einlegen des zweiten Ganges bei getretener Kupplung kann einen heutigen Zeitgenossen an den Rand der Verzweiflung bringen und Suizidgedanken verursachen.


    Die Kraft vom Motor zum Getriebe wird nämlich durch eine Mehrscheiben-Trockenkupplung übertragen- es waren mehr als 20 Scheiben, und selbst wenn die Kupplung getreten war, wurde durch die aneinander reibenden Scheiben noch so viel Drehmoment übertragen, dass das einlegen des Ganges bei am Handgas eingestellter Leerlaufdrehzahl von 700 Oborotow pro Minut einfach ein schöner Traum war.

  • Fortsetzung:
    Über Eines habe ich noch gar nicht gesprochen, obwohl man über dieses Thema alleine ganze Bücher schreiben könnte, und das war die Verlegung zu den Truppenübungsplätzen, die ja in der Regel im Eisenbahntransport durchgeführt wurde. Im PR-8 waren derart grosse Transporte relativ selten, weil wir auf Rügen sehr gute Trainingsmöglichkeiten hatten, doch das Schießen mit scharfem Schuss aus der Kanone erforderte doch eine andere Sicherheitstiefe und dazu verlegten die Einheiten des PR in der Regel zum Truppenübungsplatz (TÜP) Lübtheen. Dieser TÜP wird mir auch unvergesslich bleiben.


    Das erste Mal lernte ich ihn noch als Ladeschütze kennen und das Erlebnis hatte schon was für sich. Es war erstaunlich, wie schlecht man doch die Ziele aus den Winkelspiegeln, die man als Ladeschütze hatte, erkennen konnte. Doch auch der Kommandant, der zwar eine höhere Vergrößerung in seinem Kommandantenwinkelspiegel hatte, hatte es bei der Schaukelei sicher nicht leicht, dem Richrschützen die Ziele zuzuweisen. Wie leicht schießt es sich heute doch da mit den stabilisierten Waffen.


    Der T-34 mit seiner Schraubenfederung war ja ständig am Schaukeln. Deshalb schossen wir vorrangig aus dem "kurzen Halt"- was bedeutet, dass der Richtschütze das Ziel aufgefasst und grob angerichtet hatte. Jetzt gab der RS das Kommando:"Kurzer!", worauf der Fahrer den Motor auskuppelte und den Panzer ausrollen ließ. Ein Bremsen hätte den Panzer wieder in Schwingungen versetzt. Also ausrollen.


    In dieser Zeit versuchte der RS, nachdem sich meist der Panzer in eine Staubwolke gehüllt hatte, das Ziel nicht aus dem ZF zu verlieren, gleichzeitig mit Höhe und Seite nachzurichten und unmittelbar nach dem Stehenbleiben das Ziel mit dem ersten Schuß, wie es der Minister gefordert hatte, zu vernichten. Eine der wesentlichsten Aufgaben, wenn nicht die wichtigste überhaupt, kam dabei dem Ladeschützen zu. Dieser hatte mit Hilfe einer Kombizange die Zünderkappe zu lockern und unmittelbar vor dem Laden abzuschrauben um damit aus der Splittergranate eine reine Sprenggranate zu machen.


    Unter der bewussten Kappe lag eine dünne Membrane, und damit reagierte der Zünder wesentlich empfindlicher und die Granate erzielte eine hohe Sprengwirkung, die durch den Luftdruck jede Scheibe, auch wenn diese nicht unmittelbar getroffen war, zerfetzte. Naturgemäß aber auch, wenn die Scheibe getroffen wurde und das bedeutete Arbeit für das Scheibenkommando, welches diese ja ständig für das nächste Schiessen vorbereiten mussten. Ausserden wirkte sich das Schiessen ohne Kappe naturgemäß nicht günstig auf die Steuergeräte aus, so dass sich eine Allianz von Kontrolloffizieren auf den Ladeschützen stürzte, wenn wieder einmal eine Scheibe durch einen "direkter Treffer!" pulverisiert worden war.


    Doch selbst eine Taschenkontrolle förderte bei mir weder eine Kombizange noch eine Kappe zutage, ausserdem hatte ich damals schon gelernt, dem Vorgesetzten furchtlos ins Auge zu blicken, kurz- wir haben hervorragend geschossen.
    Auch der Panzerfahrer konnte dabei mitwirken- hatte doch der T-34 noch ein Bug-MG und ich habe selbst erlebt, wie der Panzerfahrer auch noch eine Garbe in Richtung des Scheibenfeldes abgab.
    Eines ist mir noch in guter Erinnerung geblieben- die Rückverlegung erfolgte ohne die Technik, weil diese noch für nachfolgende Einheiten gebraucht wurde und das mit einem normalen Reisezug.


    Als ich das Abteil betrat, war es früh am Morgen, ich war hundemüde, knallte meinen Rucksack und den Brotbeutel in das Gepäcknetz, machte es mir auf der Bank gemütlich, indem ich die Schutzmaske zum Kopfkissen umfunktionierte und schlief ein, tief und traumlos. Als ich erwachte, bot sich mir ein Bild- einfach köstlich. Auf der gegenüberliegenden Bank drängten sich mehrere mitfahrende Zivilisten, die unterwegs eingestiegen waren und von denen es niemand über das Herz gebracht hatte, den auf der Bank schnarchenden Soldaten zu wecken. Weitere standen auf dem Gang und konnten nun, nachdem ich etwas sehr verlegen die Bank geräumt hatte, endlich Platz nehmen.


    Natürlich kann wohl jeder ein paar Geschichten über den Eisenbahntransport erzählenm ir bleibt mein erster als Panzerfahrer im Gedächtnis. Der Plattenwagen war exakt so breit wie der Panzer und es war natürlich Ehrensache, den Panzer gerade und ausgerichtet festzumachen. Das geschah in der Anfangszeit noch mit Baumstämmen und Bauklammern, später tauchten dann die Standardverladekeile auf. Ich hatte jedenfalls riesiges Glück- die Verladung erfolgte am helllichten Tag und ich war der vorletzte Panzer, der von der Rampe aus auf den Waggon musste. Ich habe mich sehr darüber gefreut, ersparte es mir doch die lange Fahrstrecke bis ans Ende des Zuges.


    Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, der alte Bibelspruch "Die letzten werden die Ersten sein" hatte in meinem Fall keine Gültigkeit, der Zug wurde beim Entladen so rangiert, dass mein Panzer über die ganze Reihe Plattformwagen fahren musste, bis er die Rampe erreichte- und das bei völliger Dunkelheit. Ich war schweißnass, als der Panzer endlich wieder auf festem Boden stand und auch meinem TA fiel ein Stein vom Herzen, denn einige Male hatte ich doch tüchtige Probleme in der Spurhaltung.


    Übrigens, als ich vor drei Jahren in Munster im dortigen Panzermuseum war, erwähnte der Museumsführer, dass der deutsche Superpanzer "Tiger" für die Bahnverladung extra schmalere Ketten aufziehen musste, weil er sonst nicht verladen werden konnte, er hätte nicht mehr ins Lademaß gepasst. Diese Ketten blieben dann irgendwie beim Troß und mussten natürlich auch befördert werden- insgesamt eine gelungene Konstruktion.
    Das soll aber keine Kritik am neuen SPz. "Puma" der Bundeswehr sein, der ja nun auch bald das Kampfgewicht des Tigers hat.

  • Das macht ja richtig Spaß die Erlebnisse aus dem wahren Leben eines Panzerfahrers zu lesen, bitte weiter schreiben. Mir hat ein ehemaliger T34 Fahrer gesagt, das es strengstens verboten war das der Fahrer einen Hammer unter dem Sitz deponiert, stimmt das?


    Gruß Klaus

  • Vielmehr musste man, um den zweiten Gang einzulegen, das Handgas auf Null stellen und die Motordrehzahl nur mit dem Gaspedal regulieren. Jetzt die Kupplung treten, Blick zum Drehzahlmesser, Ohren auf Empfang , beide Hände am Schalthebel und wenn der Drehzahlmesser kurz vor Null stand, Bogenspannung in den Körper und mit einem Ruck, den zweiten Gang reingezogen. Dabei gab es Panzer, die sich so schlecht schalten ließen, dass der Ladehugo (wer sonst?) den Schaltvorgang durch einen Schlag mit dem "Bello" (Vorschlaghammer) gegen den Schalthebel wirksam unterstützen musste.
    Da die Panzer, wie schon erwähnt, auf einem Hügel standen und hervorragend rollten, andererseits ich recht aufgeregt und dämlich war, dauerte bei mir der Prozess des Schaltens vom zweiten in den dritten Gang so lange, andrerseits war ich so beschäftigt mit dem Schalthebel und hatte noch nicht gelernt, meine Aufmerksamkeit entsprechend zu verteilen, dass bereits vor Ablauf des Schaltvorganges der Panzer mit knapp 40 km/h, abseits der befohlenen Fahrstrecke, sich seinen Weg durch das Unterholz suchte. Und um das Unglück vollständig zu machen, war mir bei meiner hektischen Arbeit auch noch der Stecker des Bordsprechkabels aus dem Kabel der Kopfhaube gerutscht. Das war aber nicht wirklich schlimm, denn der Fahrlehrer war trotzdem deutlich zu hören und das nicht nur im Panzer, sondern bis zur Ablauflinie.
    Seitdem hatte ich den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Atomfahrer", aber nach Absschluss des Lehrganges war ich in der Lage, den Panzer einigermassen sicher und zügig zu fahren.
    Noch kurz einige Ausführungen zur Kommunikation im Panzer.
    Der T-34 war zwar mit einer Bordsprechanlage und einem Funkgerät ausgerüstet, aber gerade die Bordsprechanlage war nicht wirklich vertrauenserweckend. Ich weiß heute nicht, was der Grund war, aber in der Regel war es Glückssache, wenn man über eine längere Zeit eine stabile Bordsprechverbindung hatte. Dazu trugen damals viele handwerkliche Fehler bei, so war es oft nicht möglich, das Kabel der BSA an der Kombi zu befestigen, weil die Lasche ausgerissen war oder durch das Tragen der Kopfhaube an den Kehlkopfmikrofonen die Zuleitungen herausgerissen wurden, jedenfalls war es so. Und mit der Funkverbindung sah es ähnlich aus:
    "Ich höre sie mit 2, sehe mit 5", war damals ein damals manches mal gesendeter Spruch. Erst mit der R113, welche die 10 RT ablöste, war dann eine einigermassen gute Verständigung möglich. Das habe ich aber im PR-8 nicht mehr erlebt, so dass durchaus einige Kommandanten gerade vom LG-Technik auf die seltsamsten Gedanken kamen, um die Führung des Panzers sicherzustellen.
    So war es durchaus Usus, dem Fahrer mit einer langen Leine an linker und rechter Schulter Kommandos zu übermitteln. Der Kommandant hatte dann buchstäblich die Zügel in der Hand. Rechts gezogen- der Fahrer fährt nach rechts. Links gezogen- Linkskurve. Beide gezogen- Stop.
    Manchmal sah es schon lustig aus, wenn der Kdt. in der Luke mit den Zügeln in der Hand saß, wie Fuhrmann Henschel..
    Ansonsten hatte der Panzer selbst für die damalige Zeit, 1960, noch hervorragende technische Parameter. Ich habe mir selbst einmal mit einem T-34 ein Rennen mit einer RT –125 geliefert, die zwar auf der schlaglochübersäten Landstrasse ihre Höchstgeschwindigkeit nicht ausfahren konnte, doch der T-34 lief ohne Probleme fast 60 km/h und was das für ein Gefühl ist, wenn einen solch ein Koloss mit solch einer Geschwindigkeit verfolgt, kann sich jeder gut vorstellen.
    Durch seinen geringen Bodendruck hatte er eine sehr gute Geländegängigkeit und er war hervorragend gefedert. Allerdings hatte er keine Stossdämpfer und damit besaß er die Eigenschaft, sich bei mehreren aufeinanderfolgenden Bodenwellen stark aufzuschaukeln. Dem musste der Fahrer durch antizyklisches Gasgeben entgegenwirken, auch etwas, was ich lange Zeit nicht so recht beherrschte und dazu führte, dass mein Richtschütze längere Zeit mit einem blauen Auge herumlief, weil es ihn bei einem solch hohen seegang mit dem Auge gegen das Okular des Zielfernrohrs gedroschen hatte. Ja, wir waren schon harte Leute.

  • Fortsetzung:
    Leider bringt die Zeit bei mir einiges durcheinander. Ich weiß z.B. noch, dass ich nach einem Jahr, am 01.05.1961, zum Gefreiten befördert wurde, aber ob ich schon vorher als Panzerfahrer eingesetzt war, oder ob das erst später war, bekomme ich einfach nicht mehr auf die Reihe. Lassen wir das mal dahingestellt. Jedenfalls musste ich, was die Fahrpraxis betraf, noch viel lernen und da war es nicht unbedingt hilfreich, dass ich jetzt mit den Panzerfahrern auf einer Bude schlief. Das waren fast alles Leute, die bereits im zivilen Leben aus der Landwirtschaft kommend, Traktoren und andere landwirtschaftlichen Großgeräte gefahren hatten und ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Technik hatten. Ich musste mir das alles mühsam erarbeiten und es fiel mir doch ziemlich schwer. Außerdem war ich kein großer Biertrinker und damals war es Sitte, dass die Panzerfahrer in der Regel pro Stube einen Kasten Bier unter dem Bett hatten- das war damals noch offiziell erlaubt, das Alkoholverbot innerhalb der Kaserne gab es meines Wissens erst später.
    Dazu kam, dass mein Panzer eine Gefechtsmaschine war und ich dadurch nicht die Fahrpraxis bekommen konnte, welche die LG-Fahrer fast täglich bekamen. Denn in der Regel wurden die drei LG-Fahrzeuge der Kp. im Btl. zusammengefasst, wenn die Kp.-Ausbildung anstand.
    Darum war die Freude groß, als durch den Buschfunk verbreitet wurde, dass demnächst eine größere Übung, eine Divisionsübung anstand, wo naturgemäß auch die Gefechtstechnik rollen würde. Ob sich mein Kommandant darüber auch so gefreut hat, entzieht sich meiner Kenntnis, noch immer war das blaue Auge meines Richtschützen, den es beim Durchfahren einer Bodenwelle gegen das Zielfernrohr geschleudert hatte, nicht vergessen.
    Wir flogen, wie üblich, mit Alarm aus dem Objekt, bezogen den Konzentrierungsraum und wurden kurze Zeit später per Bahnverladung zu einem TÜP transportiert. Von dort sollte es dann endlich losgehen, doch leider kam ich nicht allzu weit- ich kann mich erinnern, dass nach kurzem Landmarsch es einen lauten Knall gab und dann stand der Panzer. Der Motor war kapuut und sprang nicht mehr an. Besonderes Vorkommnis, aber das merkten wir erst später, als wir längst wieder in der Kaserne waren.
    Ich stand relativ günstig auf einer Anhöhe und konnte so ein wenig das Geschehen auf dem ZÜP verfolgen. Bereits jedoch am folgenden Tag näherten sich zwei G-5, einer davon mit Hänger, der andere ein Werkstattwagen aus der Divisionswerkstatt, um den Motor zu wechseln. Die Königswelle war gebrochen, erfuhr ich von dem Gruppenführer der I-Gruppe.
    Ich versuchte, mich dabei nützlich zu machen, das wurde auch honoriert, aber meistens konnte ich nur etwas neidvoll bewundern, wie sicher und überlegt die Jungens zu Werke gingen. Einen von ihnen sollte ich dann später auf der Offiziersschule in Großenhain als Offiziersschüler wiedersehen.
    Der Ausbau des defekten Motors ging ziemlich schnell, schwieriger gestaltete sich der Einbau.
    Motor und Wechselgetriebe stehen nicht automatisch in einer Flucht zueinander und so musste der Motor nach dem Wechselgetriebe ausgerichtet werden. Das geschah mittels einer Messvorrichtung, mit der die Abweichungen in der Flucht gemessen und der Motor anschließend wieder in seiner Lage so verändert wurde, bis die Abweichungen in der Norm lagen- eine mühsame Sache, da der Motor auf dem Motorstuhl fest verschraubt sein musste, wenn die Messung durchgeführt wurde. Aber auch hier sah man, dass Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist, relativ zügig, so habe ich es in Erinnerung, war der Motor befestigt.
    Das große Sackhüpfen begann erst nach unserer Rückkehr ins Objekt. Eine Kommission befragte uns hochnotpeinlich, wie denn das Ganze möglich gewesen sein kann. Welche Temperaturen, welcher Öldruck, wie oft wurden die Werte gemeldet. Hier war es gut, dass mein Kdt. der mir immer noch nicht so recht traute, sich alle paar 100 m die Werte für Wasser- und Öltemperatur sowie den Öldruck durchsagen ließ. Auch die übrigen Besatzungsmitglieder, die ja mit am Bordsprech hingen, konnten das bestätigen und so konnten wir mit sauberer Weste aus der Sache raus.
    Bei dieser Übung stellte sich heraus, dass unser Ladeschütze, der ja nun an meine Stelle getreten war, nicht so recht das Gelbe vom Ei war. Das bestätigte sich später, als es zum Zuggefechtsschießen ging. Kurze Zeit vorher hatte es einen kleinen Unfall beim Schießtraining gegeben. Dabei wurde in Ermangelung einer Kanonenschießbahn (Sicherheitstiefe war nicht gegeben) auf einer Panzerwippe mit dem MG und Einzelfeuer auf verkleinerte Panzerscheiben geschossen. Dabei wurden die Patronen durch den Ladeschützen einzeln geladen, also Schloss zurück, bis es einrastet, sicherheitshalber sollte man den Griff aber dabei festhalten, Patrone zwischen Daumen und Zeigefinger und ab ins Patronenlager, Schloss loslassen und "Geladen" brüllen, eigentlich nicht sehr kompliziert. Meistens wurde das Schloss aber nicht festgehalten, es rastete ja sowieso ein. Und nun kam, was kommen musste, ausgerechnet der Richtschütze des Kompaniechefs wartete die Meldung des Ladeschützens nicht ab und drückte den Knopf der elektrischen Abfeuerung schon, als der Daumen des Ladeschützens sich noch vor dem Patronenboden befand, so dass der Schlagbolzen ein sauberes Loch in den Daumennagel stanzte. Das war sehr schmerzhaft und muss bei meinem Ladeschützen eine furchtbare moralische Wirkung hinterlassen haben, denn seitdem hatte er eine Heidenangst vor der Waffe und ihren Unberechenbarkeiten.
    Fortsetzung folgt

  • Zitat

    Original von Hotchkiss
    Das macht ja richtig Spaß die Erlebnisse aus dem wahren Leben eines Panzerfahrers zu lesen, bitte weiter schreiben. Mir hat ein ehemaliger T34 Fahrer gesagt, das es strengstens verboten war das der Fahrer einen Hammer unter dem Sitz deponiert, stimmt das?


    Gruß Klaus


    Hallo, Klaus- davon weiss ich nichts. Bei uns gab es solche Verbote nicht, aber man weiss ja nie, was in dem betreffenden TT gerade mal passiert war und dann solche Befehle nach sich zog. Das kennst Du ja sicher aus der eigenen Praxis.

  • ....ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, ...-es liest sich wie ein richtig gutes Buch, super...!!! :gut:

    ...und schlägts Dich in Scheiben, ich steh für drei...!
    Horrido - und fetten Beutel!


    {grusssignatur}