Flugsimulation: Falcon 4.0 / Falcon 4.0 Allied Force

  • Endlich mal ein Subforum, bei dem ich genau weiß, wovon ich rede. :lach:
    Große Praxis habe ich ja mit meinem UAZ noch nicht (überschreite nur minimal den Besitzerstatus) und vom Dienst war ich komplett freigestellt. Da bleibt ja nur die Flucht in die virtuelle Realität.


    Somit mache ich es mal den Kollegen der anderen Spezialgebiete nach und fülle dieses Forum etwas mit Leben.



    Von jeher galt die Falcon-Serie als Speerspitze der Militärflugsimulationen. Falcon 4.0 stellt dabei den Höhepunkt dar und ist selbst nach 10 Jahren für mich immer noch das Nonplusultra in der Simulation eines zeitgenössischen Luftkrieges. In allen Teilen wird nur ein Flugzeug simuliert: die F16 Falcon.


    Leider stellte 4.0 gleichzeitig den Sargnagel für den renomierten Simulationsentwickler Microprose dar. Kosten und Ertrag standen in keinem Verhältnis. Nachdem eine sehr aktive Modderszene den Titel inoffziell beständig erweiterte, kaufte Lead Pursuit 2005 die Rechte an der Marke, überarbeitete die Engine und brachte das Spiel als "Falcon 4.0 Allied Force" neu auf den Markt. Dieses Spiel kann man noch immer als Mid-Budget-Titel in jedem Saturn kaufen.


    Wer sich für das Spiel interessiert, dem kann ich die neue Version wärmstens empfehlen, da vor allem die Cockpitgrafiken wesentlich detaillierter und hochauflösender sind. Ausserdem ist neben der ursprünglichen Korea-Halbinsel nun auch der Balkan als Einsatzgebiet enthalten und es werden mit der Block 50/52 verschiedene Typen der F16 simuliert.
    Trotzdem sollte man versuchen, zusätzlich eine der Urversionen bei Ebay zu erhalten. Entgegen der DVD-Box von "Allied Force" kam das alte Falcon 4.0 in einer großen Pappschachtel mit einer....716(!) Seiten starken Anleitung, einer Karte für die Tastaturbelegung, einem Heft für den Multiplayerpart, eine Schnellstartanleitung und einer Karte der koreanischen Halbinsel mit Koordinaten und Bullseye.


    Was macht Falcon 4.0 besonders? Vor allem natürlich erst einmal die Detailtreue und Realitätsnähe. Stellvertretend sei hier nur der Radar genannt, der in allen Modi und Submodi simuliert wird. Hier muss man z.B. Ziele auf dem Radar selbsttätig auswählen und verfolgen, während dies bei den meisten Simulation automatisch erfolgt. Jede der zahlreichen einsetzbaren Luft-Boden und Luft-Luft-Waffen ist detailliert in Wirkung, Software und Benutzung simuliert. Da artet selbst "Fire-and-Forget" in Arbeit aus.
    Um die Maschine zu meistern stellt Falcon allein 40 Trainingsmissionen zur Verfügung. Selbst die komplette Startprozedur vom Anschalten der Startbatterie, der Hilfsturbine bis zur Startanfrage an den Tower wird simuliert. Indem man per Maus im virtuellen Cockpit die entsprechenden Knöpfe und Schalter betätigt - ca.80% der Schalter werden Ihrer Funktion entsprechend wirklich simuliert.



    Hier könnte sich Falcon noch mit MS Flight Simulator und LockOn (begrenzt) vergleichen lassen. Was es heraushebt, ist die komplett dynamische Kampagne. Auf Wunsch simuliert das Spiel einen kompletten Boden- und Luftkrieg. Auf Wunsch kann der Server den Krieg starten und simuliert dann in Echtzeit alle Truppenbewegungen, Kämpfe und Schäden.
    Während des Fluges sieht man Bodeneinheiten in Kämpfe verwickelt oder verbündete Staffeln die versuchen der gegnerischen Flugabwehr zu entkommen.
    Wenn man einen Flugplatz ausschaltet, starten für die nächsten Missionen hier keine Maschinen mehr. Eine zerstörte Brücke kann den gegnerischen Nachschub lähmen, aber auch den eigenen Vormarsch behindern.
    Die Einsätze (Geleitschutz für AWACS und Tanker, SAM-Unterdrückung, Patroullie, Angriffe auf Einrichtungen und Truppenverbände) werden vom KI-gesteuerten HQ festgelegt und können dann angenommen werden. Diese Kampagne funktioniert auch im Multiplayer mit 16 Leuten. Man könnte also wirklich einen Server ins Netz stellen und die Leute könnten sich tagelang am Kampf beteiligen. Der Server würde auch ohne Spieler weiterlaufen und den Kriegsverlauf berechnen. Das die Kampagne wirklich dynamisch ist zeigt sich an den beiden folgenden Erlebnissen:
    - Musste heute 10 aus dem Einsatz zurückehrende Flugzeuge abwarten, bis mir der Tower nach deren Landung die Starterlaubniss erteilte. Gott sei Dank gibt es die Zeitbeschleunigung die 30minuten Wartezeit erträglich verkürzt.
    - Auf dem Taxiway rollend, erhalte ich die Radarwarnung einer sich nähernden Staffel MiG23. Die Flakgeschütze am Flughafen eröffnen das Feuer, Patriots steigen auf. Zu spät. Ich krieg die Meldung "Mission vorbei" und muss mir eine neue Mission aussuchen - von einem anderen Flugplatz. Den alten gibt es nicht mehr.


    Hier merkt man auch: in real wäre das Spiel eben auch sehr schnell vorbei und man könnte sich nicht mal eben in ein neues Flugzeug setzen.


    Sicher verlangt die Simulation dem Spieler viel Geduld und Lernbereitschaft ab, belohnt dafür aber mit einem immensen Spielerlebnis. :gut:
    Gerade wenn man genug andere Wahnsinnige für den Mutiplayer findet.


  • Es geht. Für damalige Verhältnisse war sie sicher umwerfend. Korea wurde komplett per Satellitenfotos eingebaut. Allerdings wiederholen sich die Texturtiles schnell und die Oberfläche sieht aus 10m Höhe immer noch so verwischt aus. Mipmapping für die Bodentexturen gibt es bei 4.0 nicht. LockOn ist hier sicher noch einmal einen Ticken besser.