Schwerer Kampfpanzer IS-1
Sowjetunion; Entwicklung ab 1942; Serienfertigung ab 1943
Bereits seit März 1942 wurde an einer Weiterentwicklung der KW-Serie in Gestalt des KW-13 gearbeitet. Erklärtes Ziel war eine stärkere Panzerung bei geringerem Gewicht zu erreichen. Kurz nach dem Erscheinen des Tiger I an der Ostfront im Herbst 1942 wurden die Arbeiten trotz vieler Rückschläge weitergeführt. Einige Probleme gab es mit Motor und Getriebe und nicht zuletzt mit dem Laufwerk. Da Klement Woroschilow bei Stalin in Ungnade gefalle war wurde die Bezeichnung in IS (Iossif Stalin) umgewandelt. Nach der Panzerschlacht bei Kursk, bei der neben dem bereits zuvor eingeführten Tiger der brandneue Panther seinen (zumindest was Feuerkraft und Panzerung betrifft) eindrucksvollen Einstand hatte, wurde die Entwicklung des neuen IS-Panzers weiter beschleunigt und erste Prototypen bereits März/April 1943 erprobt.
Der IS-1 hatte eine völlig neue geringfügig verlängerte Wanne aus Gussstahl, bei der Front und Heck in der Formgebung umgestaltet wurden. Auch das Fahrwerk wurde grundlegend überarbeitet, es wurde insgesamt tiefer gelegt, sodass die Wanne sich teilweise über die Fahrwerksabdeckungen erstreckte (was den Einbau eines größeren Turms ermöglichte). Es wurde eine zusätzliche sechste Laufrolle pro Seite hinzugefügt sowie die Ketten geändert, nachdem die (schlechten) Fahreigenschaften des KW-13 nicht befriedigen konnten. Das tiefer gelegte Fahrwerk reduzierte die Bauhöhe des Panzers, verringerte jedoch die Kletterfähigkeit, was bei Fahrten in schwierigem Gelände von Nachteil sein konnte. Der neue IS-Panzer war ca. 3,5 t leichter als der KW-1; er zeigte eine bessere Leistung, aber die entscheidende Verbesserung betraf die Wanne, die bei geringerem Gewicht eine wesentlich stärkere Panzerung aufwies.
Der KW-13 trug anfangs eine 76,2mm-Kanone, jedoch wurde Anfang Mai 1943 eine Umbewaffnung auf die 85mm-Kanone D-5T beschlossen (Variante der 85 mm-Kanone D-5S des SU-85) die im Kampf gegen den Tiger mehr Erfolg versprach. Dazu musste ein neuer größerer Turm konstruiert werden, da die 85mm-Kanone den Raum für die Besatzung extrem eingeschränkt hätte. Der Munitionsvorrat betrug 75 Granaten. Gleichzeitig erhielt eine neue und endgültig letzte Variante des KW, der KW-85 den gleichen Turm wie der neue IS-1. Damit wurden überzählige Wannen des KW-1s mit neuem Turm und Kanone des IS-1 mehr oder weniger "aufgebraucht", allerdings wurden vom KW-85 nur 130 Stück gebaut und, da er den deutschen Panzer unterlegen war, blieb er auch nur mäßig erfolgreich. Der IS-1 wurde nunmehr als IS-85 bezeichnet und nach der Fürsprache Stalins im August 1943 zur Serienproduktion freigegeben. Vom IS-85 wurden vom endgültigen Serienanlauf im Oktober 1943 bis Januar 1944 lediglich 107 Stück (also nur geringe Stückzahlen) gebaut. Ab März 1944, zum vollen Anlaufen der Massenproduktion des IS-2 wurde der IS-85 offiziell wieder als IS-1 bezeichnet.
Der IS-1 hatte viele Vorzüge gegenüber seinem Vorgänger, dem KW. Er verfügte über eine wesentlich durchschlagskräftigere Kanone, eine viel stärkere Panzerung bei geringerem Gewicht, ein besseres Getriebe, das sich einfacher schalten ließ als das bekannt störrische Getriebe des KW, und auch eine gute Manövrierbarkeit dank des verbesserten Fahrwerks. Er war also nicht nur auf dem Papier ein starker Panzer, der einen großen Fortschritt darstellte. Allerdings zeigten sich bei den ersten Gefechten auch einige Schwachstellen. Die ganz frühen Exemplare waren mechanisch noch nicht zuverlässig und es kam zu einigen Ausfällen. Die zwar starke Panzerung erwies sich besonders an der Fahrerfront bzw. an der beweglichen Sichtklappe des Fahrers als verwundbar, und viele IS-1 wurden hier durch Granateinschläge (75 mm bzw. 88 mm) außer Gefecht gesetzt. Außerdem neigte die Panzerung bei Treffern (auch wenn sie nicht durchschlugen) von innen her zu splittern. Diese Stahlsplitter führten oft zur Verwundung oder gar zum Tod der Besatzung, ein gefährlicher Nachteil.
Technische Daten
Besatzung: 4
Gefechtsgewicht: 44,2to
Bodendruck: 0,78kg/cm²
Länge, BK vorn: 8,56m
Breite: 3,07m
Höhe: 2,71m
Bodenfreiheit: 0,46m
Höchstgeschwindigkeit: 37km/h
Fahrbereich: 200km
Triebwerk: 12 Zylinder Diesel W-2IS (W-2K) mit 600PS
Bewaffnung: 1 Zugrohr-BK 85mm; 1 KoaxMG 7,62mm; 1 TurmheckMG 7,62mm