Da in einem frueheren Beitrag die Meinung geaeussert wurde, dass die Empfehlung von 15W40 verkehrt ist, und nur teures Oel "gutes Oel" ist, hier ein paar Betrachtungen, um die Aussagen in Relation zu setzen.
Seit ueber 90 Jahren gibt es den SAE Viskositaetsstandard J300. Dieser wird staendig ueberarbeitet, um der Entwicklung sowohl im Bereich der Motorentechnik als auch im Bereich der chemischen Industrie zu folgen und somit eine Mindestqualitaet der Oele fuer verschiedene Einsatzbereiche zu garantieren.
In der ersten Haelfte des 20.Jahrhunderts gab es lediglich die sogenannten 'leichten' und 'schweren' Oele - wobei sich 'leicht'auf duennfluessigere Oele fuer den Wintereinsatz und 'schwer' auf dickfluessigere Oele fuer den Sommereinsatz bezieht. Oelwechsel im Rhythmus der Jahreszeiten war damals voellig normal.
Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts waren sechs Oele im SAE-Standard J300 spezifiziert: SAE 10, 20, 30, 40, 50 and 60. Im Winter wurde ein Oel mit geringer Viskositaet, z.B. SAE 10 oder SAE 20 genutzt, um sicherzustellen, dass der Motor nicht nur gestartet, sondern auch geschmiert werden konnte. Ein Oel mit hoeherer Viskositaet haette ein Starten des Motors verhindert, da es einfach bei niedrigen Temperaturen zu dickfluessig gewesen waere.
Mit Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde ersichtlich, dass weitere Standards fuer Oele benoetigt wurden, um der immer schnelleren Verbreitung von Kfz Rechnung zu tragen. Der SAE-Standard wurde um spezifische Standards fuer niedrige Temperaturen erweitert (z.B. SAE 5W, 10W usw). Somit konnten Oele entwickelt werden, die bei niedrigen Temperaturen eine garantierte, standardisierte Viskositaet hatten. Damit konnte man von den Bezeichnungen 'leicht' und 'schwer' abgehen und, z.B. fuer den Winterbetrieb ein Oel nach dem Standard SAE 10W verlangen, oder, als Fahrzeughersteller, fuer den Wintereinsatz in Motoren spezifizieren.
Die Spezifikation SAE 10W besagt (als Beispiel), dass das Oel bei einer Temperatur von -20 Grad Celsius eine Viskositaet von max 3500cP (centiPoise)haben muss, um die Schmierung einer Kurbelwelle bei dieser Temperatur zu gewaehrleisten.
Im Sommer wurde dann auf Oel SAE 30 umgestellt. Fuer dieses Oel gibt es keine Spezifikation fuer niedrige Temperaturen. Es ist nur spezifiziert, dass die Viskositaet bei 100 Grad Celsius zwischen 9,3 cSt und 12,5 cSt (cSt=centiStoke) liegen muss.
Durch die Forschung im Bereich der Erdoelchemie wurde es durch Einsatz von Zusatzstoffen (Polymere) moeglich, die sogenannten Mehrbereichsoele herzustellen. Diese Oele vereinen die Eigenschaften der verschiedenen Standards fuer Winter-und Sommeroele. Ein Oel mit der Bezeichnung 15W40 hat also die Eigenschaften spezifiziert in SAE 15W und SAE 40.
Selbstversatendlich gibt es noch andere Additive, zum Beispiel zur Neutralisierung von Schadstoffen, die durch chemische Reaktionen entstehen oder die die Reibung weiter herabsetzen (Teflon). Aber die stehen hier nicht zur Debatte.
Uebrigens wird, wie schon erwaehnt, der SAE Standard J300 staendig neuen Bedingungen angepasst. Mittlererweile ist es so, dass z.B. ein Mehrbereichsoel auch Mindestforderungen hinsichtlich der Pumpbarkeit erfuellen muss, um sicherzustellen, dass beim Startvorgang das Oel auch bei niedrigen Temperaturen dorthin gepumpt werden kann, wo es gebraucht wird.
Abschliessend noch eine Bemerkung zur Preisfrage: Der Grund, warun ein Einbereichsoel, z.B SAE 40, recht teuer ist, ist in der Nachfrage zu sehen. Heutzutage ist das Haupteinsatzgebiet solcher Oele im Marinebereich (Schiffsdiesel). Sicher gibt es noch andere Bereiche, aber insgesamt ist es fuer die Hersteller einfach nicht kostendeckend, diese speziellen Oele im grossen Umfang anzubieten - daher der hohe Preis und auch die Abgabe nicht im handlichen 10-Liter Kanister.
Einer der Nachteile beim Einsatz dieses Oeles ist es, dass man das Oel vorwaermen muss um eine Viskositaet zu erreichen die garantiert, dass das oel auch schnell dort hinkommt, wo es gebraucht wird.
Auf der anderen Seite kann ein Oel wie das 15W40 in dermassen grossen Mengen hergestellt werden, dass es dadurch wesentlich billiger angeboten werden kann.
Der Preis sagt nicht notwendigerweise etwas ueber das Produkt - das ist beim Oel genauso wie bei vielen anderen Dingen.
Sicherlich ist es nicht verkehrt, ein Einbereichsoel, das dem Standard SAE40 entspricht, einzusetzen. Wenn aber der Entwicklung moderner Oele Rechnung tragen will und auch ein wenig die finanzielle Seite im Auge behalten will, ist nichts gegen den Einsatz moderner Mehrbereichsoele einzuwenden. Natuerlich ist es angebracht, sich von Spezialisten aus dem Bereich der Treib-und Schmierstoffindustrie beraten zu lassen, wie ein Vorposter es gemacht hat.
Der Beitrag enstand mit Hilfe der Webseite der SAE (Society of Automotive Engineers) sowie verschiedenen Fachbuechern und -artikeln.