Tupolew TU-160

  • Tupolew Tu-160 "Blackjack"
    Schwerer strategischer Bomber


    Geschichte


    Im Jahr 1967 begann das sowjetische Verteidigungsministerium über ein schweres strategisches Bombenflugzeug nachzudenken. Der Anlass war die Entscheidung der USA über die Entwicklung und Konstruktion des AMSA-Projekts (Advanced Manned Strategic Aircraft), der zukünftigen Rockwell B-1B. Im Jahr 1969 wurde der Auftrag für die Entwicklung und dem Bau eines schweren strategischen Schwenkflügel-Aufklärers bzw. -Bombers erteilt. Drei Konstruktionsbüros beteiligten sich an dieser Ausschreibung; Tupolew mit der Tu-160, Mjassishtshew mit der M-20 und später mit der M-18 und Sukhoi mit der T-4MS. Ausgangspunkt der Tu-160 ist das Projekt einer militärischen Version des Überschall-Passagierflugzeugs Tu-144 unter der Projektbezeichnung Modell 160M.


    Es gab Varianten mit Doppel- oder Einfachseitenleitwerk. Später entstand das Modell 160 mit Schwenkflügeln und Lufteinlässe wie die Tu-22M-3. 1975 wurde zu Gunsten des Modells 160 (der späteren Tu-160) gegen die Mjassishtshew M-18, entschieden. Als Modell 70 bzw. K begann die Entwicklung dieses völlig neuen Bombers. 1977 wurde der Bau von drei Prototypen der Tu-160 unter der Bezeichnung 70 begonnen. Der erste Prototyp 70-1 startete zum Erstflug am 19.12.1981. Die 70-2 diente statischen Tests, wogegen die 70-3 weitgehend dem späteren Serienmuster entsprach und den Erstflug am 06.10.1984 durchführte. Im gleichen Jahr begann die Serienproduktion. Der Bau von 100 Tu-160 war geplant. Mitte 1994 wurde die Produktion aus finanziellen Gründen nach nur 32 Exemplaren gestoppt.


    Mit Auflösung der Sowjetunion befanden sich 19 Tu-160 in der seit August 1991 unabhängigen Ukraine. Zusammen mit 15 Tu-95MS vom Standort Usin und 575 Marschflugkörpern Kh-55 entwickelten sie sich in den Folgejahren zu einem schwierigen Verhandlungsgut zwischen beiden Staaten. In den 1990er Jahren trugen die 19 Tu-160 das Hoheitsabzeichen der Ukraine, aber von einem regelmäßigen Einsatz konnte keine Rede sein. Abgeschnitten von Ersatzteillieferungen sanken die Flugstunden rapide ab. Das ukrainische Personal verfügte zudem nicht über ausreichende Möglichkeiten, um die komplizierte und stets störanfällige Technik zu beherrschen. Da ehedem der Erhalt einer strategischen Bomberflotte nicht vorgesehen war, begann die Ukraine 1998 mit der Verschrottung der Bomber. Gegen die Verrechnung von Altschulden aus Gaslieferungen erreichte Russland im Winter 1999/2000 von der Ukraine die Aushändigung der noch vorhandenen drei Tu-95MS, acht Tu-160 sowie der zugehörigen Marschflugkörper.


    Diese acht Tu-160 verfügten zum damaligen Zeitpunkt noch über 80 bis 90 Prozent ihrer Betriebszeit und waren daher von besonderem Interesse für die russischen Streitkräfte. In der Ukraine blieb eine einzige Tu-160 in einem Museum auf der Basis Poltawa zurück. Heimat der Tu-160 ist seit 1993 der Stützpunkt Engels in der Oblast Saratow am Ostufer der Wolga im Bestand des 121. Schweren Bombenfliegerregimentes der 22. Schweren Garde-Bombenfliegerdivision. Mit Übernahme der acht ex-ukrainischen Tu-160 erhöhte sich der Bestand auf 14 Maschinen. Seither ist das Regiment ausschließlich mit Tu-160 ausgestattet und verfügt damit über Russlands einzige überschallschnelle Bomberkapazität strategischer Reichweite. 2001 kam zwar eine weitere Maschine in den Truppendienst, jedoch stürzte die Mikhail Gromow am 18. September 2003 ab, wobei die vierköpfige Besatzung unter Jurij Dejneko ums Leben kam.


    Am 05. Juli 2006 wurde eine neue Tu-160M nach modernisiertem Standart übergeben. Das Flugzeug trägt die Nummer Rote 19 und den Namen des Chefkonstrukteurs der Tu-160, Walentin Blisnjuk. Mitte 2007 kam eine weitere Maschine hinzu und es begann ein Programm zur Modernisierung der restlichen Maschinen. Alle 16 Tu-160 sind nach großen sowjetischen oder russischen Persönlichkeiten benannt. Die Tu-160M verfügt über zwei Bombenschächte mit jeweils einem Drehgestell. Es können entweder 12 mit nuklearen Gefechtsköpfen bestückte Marschflugkörper Kh-55SM, Kh-555 oder Kh-101 mit geführt werden. Für konventionelle Luftschläge können 24 Luft-Boden-Raketen der Typen Kh-15, Kh-58UShKB, Kh-38, Kh-29T, Kh-29ML, Kh-59M, Antiradarraketen Kh-31P oder Antischiffraketen Kh-31AD oder Kh-35U sowie Bomben KAB-1500 und KAB-500 eingesetzt werden. Inzwischen ist die Produktion wieder aufgenommen worden um die Anzahl von derzeit 16 Maschinen bis 2025, spätestens 2030 zu verdoppeln.


    Versionen


    TU-160: Serienversion; 32 Maschinen gebaut
    TU-160M: verbesserte Serienversion; erste auf diesen Stand umgerüstete Maschine 2006 übergeben.


    Technische Daten


    Allgemeine Angaben
    Hersteller: OKB Tupolew, Moskau, Sowjetunion/Russland
    Besatzung: 4


    Bewaffnung
    Nuklear: 12 Kh-55 (AS-15 Kent"); 24 Kh-15 (AS-16 "Kickback"); 12 Kh-102
    Konventionell: 12 Kh-101; 12 Kh-555; 12 Kh-SD oder Lasergelenkte Bomben


    Antrieb
    4xTurbofan-Triebwerke Samara Trud NK-321
    Schub
    ohne Nachbrenner 137,20kN
    mit Nachbrenner 245,70kN


    Abmessungen
    Länge 54,10m
    Höhe 13,10m
    Spannweite 35,60m bis 55,70m
    Flügelfläche 300m²


    Massen
    Leermasse 110000kg
    Kraftstoff intern 120000l
    Waffenzuladung
    normal 22500kg
    maximal 40000kg
    normale Startmasse 267500kg
    max. Startmasse 275000kg


    Flugleistungen
    Höchstgeschwindigkeit 2200km/h in 12000m
    Steigrate 70m/s
    Dienstgipfelhöhe 15600m
    Reichweite 14000km

  • Bisher bekannt gewordene Bordnummern und Ehrennamen der Tu-160


    01 - "Michail Gromow"
    02 - "Wassili Reschetnikow"
    03 - "Pawel Taran"
    04 - "Iwan Jarygin"
    05 - "Alexander Golowanow"
    06 - "Ilja Muromez"
    07 - "Alexander Molodtschi"
    11 - "Wassili Senko"
    12 - "Alexander Nowikow"
    15 - "Wladimir Sudjez"
    16 - "Alexej Plochow"
    17 - "Waleri Tschkalow"
    19 - "Walentin Blisnjuk"