Saab 35 „Draken“
Typ: Jagdflugzeug
Geschichte
Bereits Ende 1949, ein Jahr nach dem Erstflug der J29 „Tunan“, gaben die schwedischen Luftstreitkräfte Studien über einen überschallfähigen Jäger in Auftrag. Er sollte in der Lage sein, mit Mach 1 anfliegende Bomber in Höhen bis zu 18000m abzufangen. Saab entschied sich nach eingehenden Untersuchungen von Alternativen für eine damals revolutionäre Doppeldelta Auslegung. Um mögliche Probleme schon im Vorfeld aufzuspüren wurde zunächst ein kleines Versuchsflugzeug, die Saab 210 „Lill-Draken“ gebaut, das am 21. Januar 1952 in Linköping zum Jungfernflug startete.
Im August 1953 gab dann die Regierung in Stockholm grünes Licht für den Bau von drei Prototypen der Saab 35 „Draken“, die von dem britischen Avon-200 Turbojet angetrieben werden sollte.
Der Erstflug mit Bengt Olow im Cockpit fand am 15. Oktober 1955 statt, wobei noch ein RM5A Triebwerk ohne Nachbrenner eingebaut war. Trotz der Bauchlandung von zwei Prototypen wurde 1956 die Serienfertigung genehmigt. Die Lieferungen der J35A an die Flygvapnet begannen dann im März 1960. Zu diesem Zeitpunkt flog bereits der Prototyp der J35B, die das stärkere RM6C Triebwerk und eine neue Avionik erhalten sollte. Diese wurde allerdings erst 1964/65 verfügbar. Neben einem Doppelsitzer für das Training ging auch die Entwicklung der Jagdvariante mit hohem Tempo weiter, und schon am 27. Dezember 1960 flog die J35D, aus der dann der Aufklärer S35E abgeleitet wurde. Die definitive Jagdversion für die Flygvapnet und die meistgebaute „Draken“ war schließlich die J35F, deren Erstflug am 22. Dezember 1961 erfolgte. Bei ihr wurde ein Ericsson PS-01/A Radar eingebaut und die Avionikausrüstung weiter modernisiert.
Während für die Flygvapnet bereits die „Viggen“ entwickelt wurde, gelang es Saab Ende der 60er Jahre, die „Draken“ an das NATO Mitglied Dänemark zu verkaufen. Dort diente die Maschine mehr als Jagdbomber, mit verstärkter Zelle und 4500kg Zuladung. Finnland war 1970 der zweite Kunde für die „Draken“. Schließlich entschied sich Österreich Mitte der 80er Jahre, gebrauchte Flugzeuge zu kaufen. Dort sind sie auch heute noch im Dienst, doch die Ablösung in Form der gemieteten Schweizer F-5E und dann der bestellten Eurofighter ist in greifbare Nähe gerückt. Die Dänen hatten ihre „Draken“ bereits 1993 außer Dienst gestellt, gefolgt von der Flygvapnet Ende 1998 und Finnland im August 2000.
Versionen
Saab 35: Drei Prototypen mit Rolls-Royce Avon Mk.21.
J35A: Abfangjäger mit Svenska Flygmotor RM6B mit besserem EBK-65 Nachbrenner und später mit EBK-66 und längerem Heck. Die meisten wurden später zur B-Version aufgerüstet. 90 gebaut.
J35B: Längeres Rumpfheck wie späte A-Modelle und zwei Heckräder. Besseres Radar.
73 gebaut.
J35S/BS: Sechs J35B, die an Finnland ausgeliehen und dann gekauft wurden.
Sk35C: Doppelsitzer. Ein Prototyp gebaut sowie 25 A-Versionen umgerüstet.
Sk35CS: Fünf Trainer, von Finnland gebraucht gekauft.
J35D: Abfangjäger mit stärkerem RM6C Triebwerk. Modernisierte Ausrüstung. 120 gebaut.
S35E: Aufklärer mit Radarnase (fünf Kameras). 30 neu gebaut plus 30 Umbauten aus J35D.
J35F: Weiter verbessertes Radar. Eine Kanone entfernt. Hughes Falcon Lenkwaffen. 230 gebaut.
J35FS: 24 Gebrauchtflugzeuge, die an Finnland (Suomi) geliefert wurden.
J35F-II: Ausgerüstet mit Hughes Infrarotsensor unter der Nase, Datenlink und verbessertem Autopiloten.
J35H: Exportversion für die Schweiz, im Wettbewerb unterlegen.
J35J: Modernisierte J35F. Zwei zusätzliche Außenlaststationen unter den Lufteinläufen.
J35Ö: Draken im Einsatz in Österreich, basierend auf einer gründlich überholten J35D.
Saab 35X: Generelle Bezeichnung für Exportversion mit verstärkter Struktur und 4500kg Außenlastkapazität.
Saab 35XD: Jagdbomberversion für Dänemark. 20 gebaut.
J35XS: Exportversion für Finnland. 12 wurden bei Valmet montiert.
F-35: Dänische Bezeichnung für die 35XD.
RF-35: Dänische Bezeichnung für Aufklärerversion. 20 gebaut.
TF-35: Dänische Bezeichnung für Trainerversion. 11 gebaut.
Technische Daten
Allgemeine Angaben
Hersteller: Saab, Linköping, Schweden
Besatzung: 1
Bewaffnung
J35A, B, D und XD hatten zwei 30mm Aden Kanonen, die J35F und J nur eine. Je nach Version gab es sieben bis neun Außenlaststationen. Zur Bewaffnung zählten: 12 bis 18x 13,5mm Bofors Luft-Boden Raketen; 4x Behälter mit je 19 Raketen (75mm); 6x Rb24 Sidewinder; AIM-9P Sidewinder; 2 bis 4x Rb27 Falcon, 2 bis 4x Rb28 Falcon; 9x 450kg Bomben; 14x 225kg Bomben; 1275 Liter Zusatztanks; 500 Liter Zusatztanks.
Antrieb
1x Volvo Flygmotor RM6B oder RM6C
Schub
RM6B
ohne Nachbrenner 48kN
mit Nachbrenner 64kN
RM6C
ohne Nachbrenner 57,3kN
mit Nachbrenner 78,5kN
Abmessungen
Länge 15,35m
J35A, SK35C 15,21m
Höhe 3,89m
J35A, J35B 3,87m
Spannweite 9,40m
Flügelfläche 49,2m²
Massen
Leermasse
J35A, J35B 6590kg
J35D 7265kg
J35F 7425kg
J35J 7422kg
Kraftstoff intern
J35A, J35B 2240l
J35F, J35J 2865l
Saab 35XD 4035l
Waffenzuladung 2900kg
Saab 35XD 4500kg
max. Startmasse
J35A 10190kg
J35B 10580kg
J35D 11865kg
J35F 12270kg
J35J 12430kg
Saab 35XD 15000kg
Flugleistungen
Höchstgeschwindigkeit 2125km/h
J35A Mach 1.5 bis 1.8
Marschgeschwindigkeit 950km/h
Steigrate
J35A 200m/s
J35B 250m/s
Saab 35XD 175m/s
Dienstgipfelhöhe 19995m
J35A 15000m
Reichweite (Überführung)
J35D, J35F, J35J 2840km
Saab 35XD 3250km
Kunden
Schweden: etwa 550. Die Lieferungen begannen im März 1960.
Dänemark: 51. Dänemark bestellte die Draken 1968 als A35XD (F-35). Dazu kamen Aufklärer und Trainer. Sie waren in Karup bei der ESK725 (aufgelöst zum 01. Januar 1992) und ESK729 (aufgelöst 31. Dezember 1993) im Dienst.
Finnland: 42, davon die meisten gebraucht. 12 neue wurden bei Valmet montiert.
Ausgestattet waren die HävLLv 11 in Tikkakoski und später Rovaniemi (1972 bis August 2000) und die HävLLv 21 in Tampere (1984 bis 1997). Einige dienten auch beim KoeLtue in Kuorevesi-Halli.
Österreich: 24. Die gebrauchten J35D wurden 1985 in Schweden gekauft.
Das Überwachungsgeschwader betreibt damit zwei Staffeln in Graz-Thalerhof und Zeltweg.