Lockheed P-3

  • Lockheed P-3 „Orion“
    Typ: U-Bootjäger und Seefernaufklärer


    Geschichte


    Mitte der 50er Jahre suchte die NATO einen neuen U-Bootjäger. Das Ergebnis war die Entwicklung der Breguet Br.1150 „Atlantic“. Die US Navy allerdings forderte in ihrer 1957 herausgegebenen „Type Specification No.146“ bedeutend größere Reichweiten für den Einsatz im Pazifik, stieg bei der „Atlantic“ aus und führte einen eigenen Wettbewerb durch, den Lockheed Aeronautical Systems im Mai 1958 gewann. Basis für das Angebot war das wenig erfolgreiche Turboprop Verkehrsflugzeug L-188 „Electra“, aber natürlich wog die Erfahrung des Unternehmens mit der P2V „Neptune“ schwer. Eine umgebaute L-188 flog bereits im August 1958 für aerodynamische Tests. Diese Maschine wurde später weiter modifiziert und als YP3V-1 bezeichnet. Im Oktober 1960 erhielt Lockheed dann den Auftrag für zunächst sieben Serienmaschinen für ausgiebige Truppenversuche. Erstflug der P3V-1 war am 15. April 1961 in Burbank. Im Angesicht der Kubakrise wurden die Navy Staffeln VP-8 und VP-44 im Juli/August 1962 mit dem neuen Muster ausgerüstet und in den Einsatz geschickt.


    Die Umbenennung der als „Orion“ bezeichneten Maschine in P-3A folgte im September 1962. Um mit der Entwicklung der sowjetischen U-Boote (leisere Antriebe, etc.) Schritt zu halten, wurde die P-3 ständig den neuen Anforderungen angepasst. Außer höheren Abflugmassen und neuen Triebwerken ab der B-Version spielte sich der Fortschritt dabei vorwiegend bei den Systemen ab, die insbesondere von der rasanten Entwicklung in der Computertechnologie profitierten. Parallel zum Bedarf der US Navy wurde die „Orion“ auch an verbündete Länder verkauft. Nach dem Ende des Kalten Kriegs rückten Schiffsbekämpfung und Aufklärung in Küstennähe in den Mittelpunkt des Interesses, was weitere Systemerneuerungen nach sich zog. Der Abbau der US Navy Staffeln in den 1990er Jahren machte auch Gebrauchtflugzeuge für den Export frei. Insgesamt 15 Länder haben die „Orion“ im Dienst, und das wird wohl noch viele Jahre so bleiben, auch wenn die US Navy inzwischen mit der P-8A (Boeing 737) einen Nachfolger in der Entwicklung hat.


    Versionen


    VP3V-1: Prototyp der P3V-1.
    P3V-1: Ursprüngliche Bezeichnung für die erste Serienversion.
    P-3A: Erste Serienversion für die US Navy. Je nach Ausstattung auch als P-3A Deltic, P-3A DIFAR und P-3A TAC/NAV MOD bezeichnet.
    P-3A/B Aerostar: Flugzeuge, die von Aero Union für Löscheinsätze modifiziert wurden.
    P-3A Slick: Flugzeuge der US Zollbehörde für die Schmugglerjagd im Golf von Mexiko.
    P-3ACH: Lokale Bezeichnung für P-3A der chilenischen Marine.
    CP-3A: Umbauprogramm von P-3A in Transporter für Unterstützungsaufgaben, das jedoch 1984 wieder gestrichen wurde.
    P-3B: Zweite Serienversion, wurde auch mit verstärkter Zelle gebaut. Leistungsstärkere Triebwerke ohne Wassereinspritzung.
    P-3BR: P-3A aus USA, die von EADS CASA für Brasilien mit FITS (Fully Integrated Tactical System) modernisiert wurden.
    YP-3C: Prototyp der P-3C, aus P-3B umgebaut.
    P-3C: Dritte Produktionsvariante, deren Systeme im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert wurden (P-3C-I, II, III). Weitere Upgrade Programme waren BMUP (Block Modification Upgrade Program, ab 1996); AIP (Antisurface Warfare Improvement Program, ab 1998), CDU (Counter Drug Upgrade), CUP (Capability Upkeep Program, für die Niederlande), UIP (Update Improvement Program, für Norwegen, 1999 bis 2000).
    AP-3C: Australien ließ 17 seiner P-3C ab 1999 von Raytheon/Boeing Australia modernisieren.
    P-3F: Sechs Flugzeuge für Iran mit vereinfachten Systemen auf Basis der P-3C.
    P-3K: Fünf P-3B der Royal New Zealand Air Force, die von Boeing 1980 modernisiert wurden.
    P-3M: P-3B der spanischen Luftstreitkräfte nach Modernisierung durch EADS CASA mit dem FITS.
    P-3N: Für Trainings- und Transportzwecke umgebaute P-3B der norwegischen Luftstreitkräfte.
    P-3P: Sechs Flugzeuge der RAAF, die den Bedürfnissen Portugals angepasst wurden.
    P-3T: Zwei P-3A für Thailand mit neuen Systemen.
    CP-140 „Aurora“: Orion Version für Kanada, die weitgehend die Systeme der S-3A „Viking“ erhielt. 18 gebaut.
    CP-140A „Arcturus“: Drei P-3C mit vereinfachten Systemen für Kanada. Zunächst als CT-140 bezeichnet.
    P-3 AEW&C: Frühwarnausführung mit großer Radarantenne auf dem Rumpfrücken.
    Erstflug am 14. Juni 1984.
    EP-3: Version für elektronische Aufklärung, gebaut bei Kawasaki in Japan.
    EP-3A: Version der US Navy für die Elektronikaufklärung.
    EP-3B: Zwei umgebaute P-3A für die Elektronikaufklärung.
    EP-3E ARIES: Elektronikaufklärer, eingeführt 1970. Umgebaut aus P-3A und P-3B.
    EP-3E ARIES II: Elektronikaufklärer auf Basis der P-3C Zelle. Erstflug im April 1990.
    EP-3J: Ausführung als Störflugzeug für Übungseinsätze.
    NP-3A: P-3A im Einsatz als Testflugzeuge.
    NP-3B: Eine Orion als Testflugzeug.
    NP-3D: Zusammenfassende Bezeichnung für Sonderversionen der Orion bei der US Navy ab 1994.
    RP-3A: Zwei P-3A als Forschungsflugzeuge.
    RP-3D: Forschungsflugzeug.
    TP-3A: Flugzeuge auf Basis der P-3A für die Schulung der Cockpitbesatzungen bei der US Navy.
    UP-3A: Einige P-3A wurden für Unterstützungsaufgaben ohne ASW-Systeme verwendet.
    UP-3B: P-3B ohne Systeme, eingesetzt für Unterstützungsaufgaben.
    UP-3C: Unterstützungsflugzeug, gebaut bei Kawasaki.
    UP-3D: Elektroniktrainer, gebaut bei Kawasaki.
    UP-3T: Flugzeug für Unterstützungsaufgaben bei der thailändischen Marine. Später in VP-3T umbenannt.
    VP-3A: Fünf umgebaute WP-3A und P-3A für VIP-Flüge.
    WP-3A: Flugzeuge für die Hurrikan-Aufklärung.
    WP-3D: Zwei Wetterflugzeuge für die NOAA, geliefert 1975-76.


    Technische Daten


    Allgemeine Angaben
    Hersteller: Lockheed Martin Marietta Corp. (früher Lockheed), Burbank, Palmdale (Fertigung seit den 1990er in Marietta, Georgia), USA
    Besatzung: 10 bis 12 Mann


    Bewaffnung
    Die P-3 hat einen Waffenschacht vor dem Flügel sowie 10 Außenlaststationen unter den Tragflächen. Mitgeführt werden können: Torpedos: Mk 43, Mk 44, Mk 46, Mk 50, Mk 60; Wasserbomben: Mk 54, Mk 57, Mk 101; Bomben: Mk 36, Mk 40, Mk 82, Mk 83; Raketenwerfer: LAU-68A, LAU-69A; Minen: Mk 25, Mk 36, Mk 39, Mk 52, Mk 55, Mk 56; Lenkwaffen: AGM-56D Maverick, AGM-84 Harpoon, AIM-9L Sidewinder.


    Antrieb
    P-3A 4x Allison T56-A-10W
    P-3B/C 4x Allison T56-A-14
    Leistung
    T56-A-10W 3350kW
    T56-A-14 3660kW


    Abmessungen
    Länge 35,61m
    Höhe 10,29m
    Spannweite 30,37m
    Flügelfläche 120,77m²


    Massen
    Leermasse
    P-3A/B 27215kg
    P-3C 27890kg
    max. Kraftstoff
    P-3B/C 34826l
    max. Waffenlast
    P-3A/B 6805kg
    P-3C 9071kg
    normale Startmasse
    P-3A 57830kg
    P-3B 57697kg
    P-3C 61235kg
    max. Startmasse
    P-3B 60780kg
    P-3C 64410kg


    Flugleistungen
    Höchstgeschwindigkeit (in 4570m)
    P-3A 703km/h
    P-3B/C 765km/h
    Marschgeschwindigkeit (in 7620m)
    P-3A 650km/h
    P-3B 639km/h
    P-3C 608km/h
    Steigrate
    P-3A 10,6m/s
    P-3B 11,05m/s
    P-3C 9,9m/s
    Dienstgipfelhöhe 8625m
    Reichweite (Überführung)
    P-3A 7660km
    P-3C 8945km


    Kunden


    Argentinien (Marine): 6x P-3B aus US Beständen. Geliefert 1997 bis 1999.
    Australien (Royal Australian Air Force): 10x P-3B, 20X P-3C, 3x TAP-3 (vormals US Navy). Lieferung 1968. P-3C dann ab 1977 als Ersatz und für zusätzliche Staffeln.
    Brasilien (Luftwaffe): 8x P-3BR. Aus USA gelieferte P-3A werden von EADS CASA modernisiert. Lieferung ab 2008 geplant.
    Chile (Luftwaffe): 8x UP-3A, eingelagerte Flugzeuge, die 1993/94 übergeben wurden, allerdings fast ohne Systeme.
    Deutschland (Marineflieger): 8x P-3C, 2004 von den Niederlanden für 271 Mio. Euro (plus 24 Mio. für Training) gekauft. Eingeführt beim MFG 3 ab 2006.
    Griechenland (Air Force): 6x P-3B aus US Beständen. Geliefert 1996.
    Iran (Islamic Republic of Iran Air Force): 6x P-3F, geliefert 1974/75.
    Japan (Maritime Self-Defence Force): 104x P-3C, 3x EP-3, 1x UP-3C. Die ersten drei kamen aus Burbank, der Rest wurde bei Kawasaki in Lizenz gebaut. Letzte Lieferung im Jahr 2000.
    Kanada: 18x CP-140, 3x CP-140A. Lieferung 1980/81 beziehungsweise 1989.
    Neuseeland (Royal New Zeeland Air Force): 6x P-3B, geliefert 1966.
    Niederlande (Königliche Marine): 13. Geliefert 1981 bis 1984. Fünf wurden 2004 an Portugal verkauft, die restlichen acht erhielt Deutschland.
    Norwegen (Royal Norwegian Air Force): 7x P-3B, 4x P-3C. Zwei der P-3Baus Beständen der US Navy. Geliefert 1969. Erster Kunde in Europa. P-3C folgten 1989.
    Pakistan (Marine): 3x P-3C. Geliefert 1996/97 nach jahrelangem Embargo.
    Portugal (Luftwaffe): 6x P-3P. Die Maschinen stammen von der RAAF. Lieferung via Lockheed ab Oktober 1985.
    Spanien (Luftwaffe): 7x P-3A, 5x P-3B. Die A-Modelle stammen von der US Navy (Lieferung 1973), die B-Version wurde 1988 von Norwegen übernommen.
    Südkorea (Marine): 8x P-3C. Geliefert 1994/95 aus Marietta. Letzter Kunde von Neuflugzeugen.
    Taiwan (Luftwaffe): Zwei im Einsatz 1966/67 für elektronische Aufklärung im Auftrag der CIA.
    Thailand (Royal Thai Navy): 2x P-3T, 1x UP-3T. Ehemalige P-3A der US Navy, geliefert 1995.
    USA (US Navy): 549 Flugzeuge gesamt, darunter 158 P-3A, 125 P-3B und 266 P-3C.
    Erste Einsätze 1962.
    USA (Customs Service): 4x P-3A, 4x P-3B, übernommen ab 1984. 8x P-3 AEW&C, geliefert 1988.
    USA (NASA): 2x P-3B ab 1990, davor YP-3A ab 1965.
    USA (NOAA - National Oceanic & Atmospheric Administration): 2x WP-3D, gekauft 1975.

    Dateien

    • P-3C.jpg

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    Wer früher stirbt, ist länger tot {grusssignatur}